18. September, 2017

Storytelling in Präsentationen

Es ist Montagmorgen und Ihr Kollege Jim hält eine Präsentation über ein neues Projekt. Grossartig. Ah nein, bevor es so weit ist, kramt er seinen Laptop hervor und schliesst das HDMI-Kabel an. Jetzt ist er bereit. Bereit, Sie alle zum Einschlafen zu bringen. Jim schafft es wieder, ein äusserst interessantes Thema durch eine weitere sehr langweilige Präsentation zu zerstören. Bei Folie Nummer 404 sind Sie bereits in die Welt der Träume entschwunden. Wie wäre es damit, gezielt mehr Spannung zu generieren? Unser Held hierbei ist das Storytelling. In diesem Artikel werden Sie mit uns die Macht des Storytellings entdecken und sehen, wie Sie dieses in Ihren nächsten Präsentationen einsetzen können. Ebenso, wie Sie Ihr Publikum statt in die Traumwelt in eine spannende Geschichte versetzen können.

Struktur schafft Storytelling

Unsere Designer lieben es, zu sagen: “Struktur ergibt Sinn”. Natürlich stimme ich meinen lieben Kollegen zu. Ich aber würde noch etwas weiter gehen. Als erfahrener Storyteller würde ich sagen: “Struktur ist Storytelling”. Mit einer Struktur können Bedeutung und Sinn grossartig unterstrichen werden. Bedeutung und Sinn allein generieren aber keine Spannung.

Die problemlösende Struktur

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Haben Sie jemals einen Startup-Pitch in Form eines Videos gesehen? Sie wissen schon, die Videos, die mit dem berüchtigten “Treffe John, …” beginnen. Diese sind es, die sich der problemlösenden Struktur bedienen. Die Struktur setzt sich aus verschiedenen Sequenzen zusammen und schafft ideale Rahmenbedingungen für das klassische Storytelling. Es erfolgt in etwa so:


  1. Das Leben ist einfach und super

  2. Auftauchen eines Problems

  3. Beginn eines unfairen Kampfes

  4. Ein Held erscheint und löst das Problem

  5. Sie leben alle glücklich bis ans Lebensende

Eine typische Struktur, die von sehr vielen Storytellern gebraucht wird. Zuerst erstellen Sie einen bestimmten Inhalt, welcher es den Menschen erlaubt, sich in den Kontext einzufühlen. Im besten Falle wird Ihr Publikum vollständig in Ihre Geschichte eintauchen.

Die Grundlage für das Einfühlen bildet ein bestimmter Charakter, mit dem sich das Publikum auseinandersetzen kann. Für Menschen ist es nicht einfach, Empathie für Objekte aufzubringen, die sie noch nicht kennen. Genau deshalb beginnen die meisten Geschichten mit dem berüchtigten Satz; “Treffe John, einen kreativen Storyteller…”. Natürlich können Sie auch mit “Es war einmal…” starten, doch sehen Sie den Tatsachen ins Gesicht: Sie wollen ja nicht, dass Ihr Chef von Ihrer Präsentation den Eindruck bekommt, sie würde einem Kind erzählt.

Wie wir bereits in anderen Artikeln über das Storytelling erwähnten (zum Beispiel bei “Eine Marke ohne Problem ist eine seelenlose Marke”): Um eine gute Geschichte zu entwerfen, braucht es Herausforderungen. Tritt ein Problem auf, wird mithilfe einem Charakter versucht, eine enge Verbindung zum Betrachter aufzubauen. Der erstellte Charakter wird sich mit dem Problem befassen, was schlussendlich zu einem unfairen Kampf führt. Essentiell ist, genügend Details über ein bestehendes Problem zu geben, denn ohne Information wird das Publikum keine Verbindung zum Charakter aufbauen können.

Nun ist der Moment da, einen Helden ins Spiel zu bringen. Geht es um Präsentationen, machen Marken oder Sprecher oft das Produkt selbst oder die Dienstleistung zum Helden. Doch erinnern Sie sich an meine vorherigen Worte: Es ist schwierig, Empathie für Unbekanntes zu empfinden. Setzen Sie für Ihren Helden also einen anderen Charakter ein. Dieser Held könnte beispielsweise eine Person mit einer geheimnisvoller Waffe sein oder mit bestimmten Fähigkeiten, um das bestehende Problem zu beseitigen. Die geheimnisvolle Waffe oder die Gabe, das kann Ihr Produkt, Ihre Dienstleistung oder ein Projekt sein – diese werden schlussendlich die Lösung für das Problem finden.

Jetzt können Sie weitere Details über das Technische offenbaren. In dieser Phase beschreiben Sie, was zur Problembekämpfung helfen wird, egal was auch immer es sein mag. Sie werden tiefer in die Besonderheiten ihres Produkts oder Ihrer Dienstleistung, in die Planung und das Budget eingehen.

Vergessen Sie bloss nicht das Happy End! Wir als positive Storyteller werden natürlich darauf zurückgreifen. Der Held hat das Problem gelöst. Das Leben geht an seinen Ursprung zurück, als es schön und einfach war – ein schlichtes Happy End.

Dies ist eine vielversprechende Struktur, denn damit können Menschen auf schnelle Art zur Empathie verleitet werden. Das Publikum wird so auf die Vorteile Ihres beworbenen Produkts, Ihrer Dienstleistung oder Ihres Projektes aufmerksam gemacht. Dabei muss es sich nicht einmal um etwas Neues handeln, nein, Sie können diesen Strukturen-Typ immer einsetzen.

Die problemlösende Struktur mit Wendung

Ich gebe zu, die vorherig von mir erwähnte Struktur hat eine sehr gute Wirkung. Sie eignet sich jedoch besonders gut für Anfänger. Haben Sie diese bereits ein paar Mal genutzt, werden Sie für Grösseres bereit sein. Die folgende Struktur bedient sich der gleichen Muster wie die der Vorherigen, spielt aber zusätzlich noch mit einer kleinen Wendung:


  1. Das Leben ist einfach und super

  2. Auftauchen eines Problems

  3. Beginn eines unfairen Kampfes

  4. Ein Held erscheint und löst das Problem

  5. Alles scheint gelöst… ist es aber nicht!

  6. Finaler Kampf, bei dem Held zu scheitern scheint

  7. Um zu gewinnen, braucht es Hilfe von einem Kumpanen

  8. Sie leben alle glücklich bis ans Lebensende

Nun wird klar, wo sich die Schwachstelle der zuerst erwähnten Struktur befindet: Der Betrachter weiss im Voraus, was passieren wird. Okay, das ist ein Problem, mit welchem sich das Publikum abfinden müssen wird. Um dieses Problem zu beheben, wollen wir dieser Geschichte eine kleine Wendung beimischen.

Sobald also das Publikum zu glauben beginnt, es sei alles in Ordnung, führen wir eine neue und eine noch grössere Herausforderung ein. So gross, dass für den Betrachter klar wird, dass der Held dieses unmöglich alleine lösen kann.
Lassen Sie Ihr Publikum an dieser Stelle glauben, der Held sei machtlos. Genau das ist der Moment, in dem ein Kumpan eine bestimmte Fähigkeit mitbringt, die das Problem lösen oder den Feind bezwingen wird. Auch hier darf zum Schluss das obligatorische Happy End nicht fehlen.

Durch die kleine Wendung generieren wir Spannung. Diese Struktur ist heute bei den meisten Blockbustern ersichtlich, eine Tatsache, die uns dessen hohe Effektivität und Erfolgsrate beweist.

Die Steve Jobs-Struktur

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Steve Jobs war ein fantastischer Präsentator. Möglicherweise sind Sie davon überzeugt, dass er dafür komplexe Strukturen eingesetzt hat. Tatsächlich aber folgte Jobs einer eher einfachen Struktur, welche er bei den meisten seiner Präsentationen über neue Apple-Produkte und -Dienstleistungen anwendete. Seine Struktur sieht wie folgt aus:


  1. Ich werde Ihnen etwas erzählen

  2. Das ist es nun, was ich Ihnen zu erzählen versprochen hatte

  3. Das ist es, was ich Ihnen gerade erzählt habe

  4. Und weil ich ein netter Kerl bin, gibt es noch etwas.


Die ersten drei Teile dieser Struktur benutzen die sogenannte „at nauseam“-Struktur. Jobs wiederholt die Information, damit Sie diese sprichwörtlich geschluckt haben und sich diese für immer in Ihrem Gedächtnis eingebrannt hat. Sie stimmen mir sicherlich zu, wenn ich sage, dass diese Technik sehr konservativ und nicht sehr aufregend zu sein scheint.

Erst der vierte und letzte Teil ist es, welcher der ganzen Präsentation das gewisse Etwas verleiht und das Publikum begeistert. Das Publikum ist sich sehr wohl darüber bewusst, dass Jobs zum Schluss immer das i-Tüpfelchen bringt, doch niemand ist kennt es bereits vor dem Ende seiner Rede. So werden durch den letzten Teil die ersten drei Abschnitte aufregend und erst so wird durch den gesamten Prozess Spannung erzeugt.

Mit dem Ende beginnen

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Es gibt eine noch kreativere Möglichkeit für den Aufbau einer Story, nämlich, bereits am Anfang mit einer Endszene zu beginnen.
Viele Kinofilme bedienen sich dieses Ansatzes. Sie enthüllen ein Endszenario, um danach wieder zum Anfang zurückzukehren. Ein mysteriöser Ansatz, durch welches die Spannung kontinuierlich gehalten wird. Das Publikum wird dadurch motiviert, die Hintergründe der Geschichte verstehen zu wollen, die zu diesem Szenario geführt haben.

Die Struktur mit dem Beginn einer Endszene ist insbesondere interessant, wenn Sie etwas Visuelles zu präsentieren haben. Dies kann beispielsweise ein Produkt, eine Webseite oder auch ein Poster sein. Wichtig ist es, Ihrem Publikum nicht gleich alle Informationen zu verraten. Geben Sie nur einen Teil davon preis, denn so werden Sie dem Ganzen einen gewissen Reiz setzen. Offenbaren Sie bereits zu Beginn der Geschichte alles, wird dies logischerweise die Spannung für Ihr Publikums ruinieren. Für Ihre Teamkollegen wird es keinen Grund geben, aufmerksam den Rest Ihrer Präsentation weiterzuverfolgen.

Indem Sie sie nur stückweise mit Informationen füttern, generieren Sie Spannung, denn es liegt in der Natur des Menschen, sich für das Endresultat zu interessieren und zu verstehen, wie es dazu gekommen ist. Das ist der Punkt, an dem Ihr Publikum in Ihrer Geschichte vollständig eingetaucht ist. Storyteller, die sich dieses Ansatzes bedienen, sind sich der menschlichen Neugierde sehr wohl bewusst und setzen dieses gezielt für einen Spannungsaufbau ein.

Die zwei ersten Minuten sind Übergangs-Momente

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In unseren zehn Jahren Existenz konnten wir bereits Hunderten von Präsentationen lauschen. Dabei war bei allen ein ähnliches Muster feststellbar: Die ersten zwei Minuten sind für die Katz. Es werden letzte Mails überprüft oder der angefangene Satz beim Kollegen wird schnell beendet. Wir haben festgestellt, dass zwei Minuten nötig sind, um sich von einer Aufgabe auf eine andere einzustellen. Also müssen Sie Ihrem Publikum eben diese zwei Minuten geben, um sich auf Ihre Präsentation zu konzentrieren.

Daher empfehlen wir Ihnen, sanft mit Ihrem Thema einzusteigen. Nutzen Sie diese zwei Minuten, damit sich Ihr Publikum auf die folgende Präsentation einstellen kann. Die wichtigen Informationen, die in Erinnerung bleiben sollen, sparen Sie sich für später auf. Diese sanfte Überleitung kann mit dem Einfühlen des Publikums in einen Kontext gleichgestellt werden. Auch bei der Steve Jobs-Struktur passiert das Gleiche, hier jedoch durch die Ankündigung des Themas.

Nun sind Sie mit genügend Informationen ausgestattet, um einen guten und robusten Präsentationsaufbau gestalten zu können. Es wird Zeit, Ihre Geschichte zum Besten zu geben.

Bessere Präsentationen durch visuelles Storytelling

Zugegebenermassen, meine erste Meinung über PowerPoint war nicht sehr optimistisch. Verstehen Sie mich nicht falsch: Solche Tools bieten hervorragende Möglichkeiten für das Storytelling – jedoch nur so lange Sie diese richtig benutzen. In einem ersten Schritt entscheiden Sie sich für eine Struktur, die Ihre Geschichte passend unterstützen wird. In einem zweiten Schritt werden Sie das dafür nötige Tool wählen, sei es PowerPoint oder Keynote. Dazu ein paar Tipps von unserer Seite:

Storytelling bedeutet weniger Worte und mehr Bilder

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Wir alle wissen, dass ein gutes Bild Tausende uninteressanter Wörter in den Schatten stellt. Jeder weiss das und doch hält sich niemand daran.

PowerPoint bedeutet lediglich eine Unterstützung für Ihre Geschichte. Quellen jedoch die Folien vor lauter Wörter und Schriften über, wird nur das logische Denken Ihres Publikums angeregt.
Anders ausgesprochen wird es Ihnen so kaum gelingen, Ihr Publikum in Ihre Geschichte eintauchen zu lassen. Stattdessen beauftragen Sie sie damit, sich mit der Typografie zu beschäftigen. Für uns steht ausser Frage, dass Sie Ihr Publikum lieber engagiert erleben wollen, statt es nur als angestrengte Leser zu erfahren.

Ich stelle Ihnen nun eine Herausforderung: Setzen Sie bei Ihren nächsten Präsentationen nur Bilder und Titel bestehend aus einem einfachen Wort ein. Zunächst wird es für Sie sehr schwierig sein. Doch es ist allgemein bekannt, dass der Mensch lernt, sobald er sich mit Extremen befassen muss. Sie werden schnell bemerken, dass bei einer Präsentation das von Ihnen Gesagte wichtig ist, denn dieses überzeugt – wenn auch die Art und Weise, wie Sie es sagen, stimmt. Der Rest, wie beispielsweise Ihre PowerPoint-Folie, begleitet und unterstützt Sie nur und ist sozusagen die platzierte Kirsche auf dem Sahnehäubchen Ihres Kuchens.

Beim Storytelling geht es um Emotionen

Bilder sind gut, digitale Präsentationen können diese jedoch in Bezug auf die Wirkung um Längen schlagen.

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Um mit Ihren Präsentationen starke Emotionen zu generieren, können Sie Videos einsetzen. Mit der Wahl eines passenden Videos werden Sie auf unterhaltsame Weise eine Pause gestalten können, die Ihren Zuhörern zusätzlich eine Atempause geben wird. Die Schwierigkeit wird sein, ein geeignetes Video zu finden, welches in Ihre Geschichte hineinpasst. Eine Möglichkeit wäre, Videos passend zu bearbeiten. Dies nimmt jedoch Zeit in Anspruch und erfordert technisches Wissen. Wenn Sie sich schon mit anderen Artikeln von uns beschäftigt haben, sind Sie bereits über ein paar unserer Geheimnisse im Bilde. Vielleicht werden Sie wissen, dass wir etwas ganz Besonders lieben: Es sind die animierten Bilder, GIFs genannt.

GIFs sind sehr machtvolle Bilder mit limitierter Animation. Sie sind einfach zu finden, können schnell in Präsentation eingebaut werden und schaffen starke Emotionen. GIFs benutzen wir nicht nur in unseren Blog-Artikeln, wir ergänzen damit auch gerne unsere Präsentationen. Diesbezüglich haben wir von unseren Kunden bereits viele Rückmeldungen erhalten. Einige verfielen bestimmten GIFs so sehr, dass wir sprichwörtlich gezwungen waren, Ihnen diese zuzuschicken. Diese Kunden wollten die GIFs mit Ihren Kollegen teilen. Gelingt das auch Ihnen, ist Ihnen eine unvergessliche Präsentation gelungen.

Mehr über Storytelling

Unser Team glaubt an die Macht des Storytellings. Wir schreiben darüber, um unseren Kunden dabei zu helfen, Ihre Stärken in Ihrer Kommunikation zu entfalten.

Hier finden Sie eine kleine Artikelauswahl, um ein Meister des Storytellings zu werden:

Eine Marke ohne Problem ist eine seelenlose Marke

Drei Beispiele, wie Storytelling Ihr Branding verbessern kann

Wie man im Storytelling scheitert: Sieben oft begangene Fehler

Wie Storytelling Ihre Webseite optimieren kann

Corporate Communication und Storytelling: Schluss mit dem Geschwätz!

 

 

Präsentation mit Storytelling an einem Live Event

Die Lancierung einer neuen Marke mit dem Kick-Off rund um ein Storytelling der Marke.

Mehr erfahren

Tausend Dank an Daniele Catalanotto für seine grossartige Hilfe bei der Zusammenstellung dieses Artikels!

 

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